Konzert

(K)ein Markenprodukt

Wie viel Marke braucht ein Marketingtool? Wenn ein Unternehmen in ein Produkt investiert, dann meist, um auf sich aufmerksam zu machen. Doch Kundenmagazine funktionieren anders.

Wer ein Kundenmagazin herausgibt, investiert in ein Marketingtool, dessen Ziel nicht darin besteht, eine direkte Kaufabsicht auszulösen. Stattdessen wird den Leser*innen echter Mehrwert geboten, der über Produktbeschreibungen und Unternehmenszahlen hinausgeht. In Zeiten, in denen Werte wie Vertrauen wieder eine ganz neue Bedeutungsebene erlangt haben, lohnt es sich mehr denn je, in ein glaubhaftes Image zu investieren. Wenn die Leser*innen merken, dass das Unternehmen sich wirklich für Herausforderungen und Innovationen innerhalb der Branche interessiert, werden sie auch Unternehmensberichten Glauben schenken und diese nicht als Marketingmaßnahme abtun.

Für die Crew würde niemand kommen

Doch um glaubhaft zu wirken, muss ein Unternehmen dazu breit sein, nicht im Mittelpunkt zu stehen. Auch nicht indirekt. Denn wenn in jedem Text auf Produktvorteile eingegangen wird, verliert das Magazin an Eigenständigkeit und verfehlt sein Ziel. Stellen Sie sich stattdessen vor, Sie wären für ein Konzert verantwortlich. Seien Sie bescheiden – wegen Ihnen würden die Leute nicht kommen. Unterstützen Sie stattdessen diejenigen, die die Leute wirklich interessieren. Suchen Sie spannende Akteur*innen zusammen, die etwas Tolles und Inspirierendes mit Ihren Produkten machen. Befragen Sie Expert*innen zu aktuellen Problemen und nutzen Sie Ihre Kontakte, um anderen eine Bühne zu bieten.

Bei guten Gesprächen geht es nicht nur um das Sprechen, sondern vor allem um das richtige Zuhören.

Helmut Glaßl, deutscher Maler und Aphoristiker

Das bedeutet jedoch nicht, dass Ihre Expertise nicht gefragt wäre. Ganz im Gegenteil: Was wäre ein Konzert ohne eine gute Lichttechnik, eine Band ohne Bass? Das Licht beeinflusst die Stimmung, lenkt unseren Blick und verändert die Atmosphäre im ganzen Raum. Ohne Bass würden Sie nicht mit Hunderten anderer Menschen im Rhythmus springen, Sie würden die Musik nicht im ganzen Körper spüren und sich in der Musik verlieren. Sie sehen ihn, Sie hören ihn, Sie wissen, dass er da ist. Aber machen Sie nicht den Fehler, ihn in den Vordergrund stellen zu wollen – die Menschen kommen für die Stars, nicht für die Crew.

Und was heißt das für die Optik?

Sollte das Unternehmen das Kundenmagazin dann überhaupt als Eigengewächs kennzeichnen? Definitiv. Denn ein klarer Absender sorgt für Transparenz und steigert damit sogar das Vertrauen. Außerdem verlangt allein der journalistische Anspruch eine klare Kennzeichnung. Ein Logo auf dem Cover ist dafür optimal geeignet. Denn damit behält das Heft größtmögliche Eigenständigkeit und gibt zugleich einen Absender zu erkennen. Aber drängen Sie Ihre Marke nicht in den Vordergrund – machen Sie die Bühne frei!

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