1. Warum setzt du auf Print?
Als Fotograf bin ich auch Handwerker. Und als Handwerker fühle ich mich allem Haptischem verbunden. Printprodukte habe ich daher sehr gerne, sei es in Form eines Magazins, eines Bildbandes oder einer Zeitung. Hauptsache etwas, das ich als fertiges Produkt in die Hand nehmen kann. Das ist für mich der Idealzustand.
Großformatig ausgedruckt kommen die Bilder einfach anders zur Geltung. Indem man das Bild in der Hand halten kann, wird es zu etwas Wertvollem. Es gibt auf Social Media ja unfassbar viele Bilder, die ganz große Klasse sind. Wenn man die mal in der Hand halten würde, würden viele sie mehr zu schätzen wissen.
„Indem man das Bild in der Hand halten kann, wird es zu etwas Wertvollem.“
Daniel Elke, Fotojournalist
Ich habe das einmal mit einer Geschichte erlebt, die in einem Magazin erschien. Ich hatte jemandem, der in dem Porträt vorkam, das Magazin mitgebracht. Er kannte die Bilder schon, weil die Geschichte auch online lief und bereits auf Social Media gezeigt wurde. Aber als er das Heft dann in die Hand nahm, gab es einen Wow-Effekt, nach dem Motto: „Booah, das ist ja toll.“
2. Die Medienwelt verändert sich – wie erlebst du den Wandel?
Der Wandel ist eigentlich das Beständige in der Medienwelt. Ich versuche immer, das interessiert und gelassen zu verfolgen und meinen Stil beizubehalten. Aber es ist schon immens, in welcher Schnelligkeit sich einige Sachen ändern. Jetzt aktuell ist natürlich alles, was KI abliefert, der neue heiße Scheiß. Und das nicht nur textlich.
Ich glaube, dass in ein paar Jahren die ganze Stockfotobranche durch KI ergänzt wird und einiges davon sogar obsolet wird. Das ist echt abgefahren, was da möglich ist. Man kann allein über Schlagworte Bilder generieren.
„Die Möglichkeiten der Bebilderung mithilfe von künstlicher Intelligenz werden in den nächsten Jahren noch für viel Gesprächsstoff sorgen.“
Daniel Elke, Fotojournalist
Tatsächlich mache ich mir da aber keine großen Sorgen. Ich werde beauftragt, um authentische Bilder zu erstellen. Das bedeutet: Ich mache vor Ort ein Bild und halte eine Szene oder einen Menschen mit der Kamera fest. Ganz klassisch etwas zu reportieren eben. Da kommt es darauf an, dass es echt ist. Und das wird erst einmal keine künstliche Intelligenz schaffen – bis auf Roboter, die dann mit der Kamera oder Drohnen in der Luft unterwegs sind. Aber ich glaube, bis dahin sind es noch ein paar Jährchen.
3. Endprodukt Print oder Digital: Machst du beim Fotografieren einen Unterschied?
Wenn ich eine klassische Reportage fotografiere, brauche ich das nicht. Dadurch, dass ich immer einen ganz bunten, gemischten Strauß an Bildern liefere, mache ich da erst einmal keinen Unterschied. Manche Einstellungsebenen und Perspektiven eignen sich eher für die Internetseite oder Social Media und andere sind als Aufmacherbild im Print interessanter.
Es ist mehr die Bildauswahl, die den Unterschied zwischen Print und digital macht. Wenn man ein Bild hat, das mehr auf Social Media oder einer Website laufen soll, dann hat man das als Fotograf im Hinterkopf und schaut, dass es nicht so ein kleinteiliges Bild ist, sodass es auch im kleinen Format gut funktioniert.
4. Dein liebstes Printprodukt?
Es gibt natürlich viele Sachen, die ich richtig gut finde. Ich habe tatsächlich nur ein Abo und das ist auch noch ein absolutes Klischee für einen Fotografen: die National Geographic. Die finde ich richtig gut. Aber ganz ehrlich, ich glaube, wofür ich immer am meisten Begeisterung aufbringen werde, ist das nächste Magazin, in dem meine Bilder erscheinen. Darauf freue ich mich dann umso mehr und bin ganz gespannt zu sehen, wie meine Bilder im Layout wirken.
„Wenn mir ein Bild sehr gut gefällt, drucke ich das noch ganz klassisch aus und packe es in mein Portfolio.“
Daniel Elke, Fotojournalist
5. Wann ist Print, wann digital die bessere Wahl?
Das kommt auf die Stilformen an, die man bedienen möchte. Eine Reportage ergibt meiner Meinung nach im Print mehr Sinn, weil man einerseits mehr Bilder zeigen kann und anderseits eine unterschiedliche Gewichtung vornehmen kann. Ein gutes Beispiel ist eine Reportage im Wandermagazin, also eine Reisegeschichte über eine Region oder auch über einen Wanderweg: Da zeigt man dann in einem großen Bild eine tolle Landschaft oder Porträts von Personen, die diese Region ausmachen. Als kleines Beistellbild kommt dazu dann noch ein Detailfoto von einem lokalen Gericht oder einem kunsthandwerklichen Souvenir.
Das Ganze gibt es natürlich auch online und zum Durchscrollen. Aber ich glaube, gerade für eine Reportage, bei der auch der Text eine wichtige Rolle spielt, ist Print das bessere Medium. Auch, weil man mehr Ruhe beim Durchblättern und Lesen hat als vor dem Bildschirm. Generell glaube ich, dass online mehr für den flüchtigen Konsum da ist. Die Inhalte sind sofort da und sofort verbreitet – super, wenn’s auf Schnelligkeit ankommt. Ein Symbolbild ist etwas, das auch online funktioniert. Im besten Fall werden die Leute über das Bild in eine Geschichte hineingezogen und dadurch zum Scrollen verleitet.
Das Interview führten wir mit Daniel Elke, Fotojournalist (daniel-elke.de, @danielelke)