In kaum einer anderen Branche haben und hatten Frauen so sehr mit Vorurteilen und fehlendem Vertrauen zu kämpfen wie in der Baubranche. Welche Herausforderungen bewältigten Frauen, bevor sie in ihrer Leistung anerkannt und respektiert wurden? Inwiefern profitiert die Bauwirtschaft von Frauen im Team? Und wie zeichnet sich weibliche Führung aus?
Wenn eine Frau die Führung in einem Team übernimmt, kann das oft eine Neuausrichtung bewirken.
Dagmar Fritz-Kramer, geschäftsführende Gesellschafterin der Bau-Fritz GmbH & Co.KG
Immer schön kontern
Bereits im Jahr 2017 wurde ein Pilotprojekt zu diesen Fragen ins Leben gerufen: Das Projekt „frauenambau“ des RKW Kompetenzzentrums – nicht zu verwechseln mit Hagedorns „frauambau“ – sollte weibliche Nachwuchs- und Fachkräfte für eine Ausbildung und Karriere in einem Bauberuf begeistern.
Dagmar Fritz-Kramer, geschäftsführende Gesellschafterin der Bau-Fritz GmbH & Co.KG, ist eine der porträtierten Frauen. Sie kennt Zweifel an ihrer Kompetenz und Führungsstärke. Doch eine Erkenntnis hat sie gewonnen: Am Ende muss die Begeisterung stimmen, für strategische Ziele ebenso wie für das persönliche Weiterkommen. Und darin wurde sie durch Zweifel anderer meistens nur bestärkt.
Wir sind zu klein, wir können keine zweite Toilette auf der Baustelle aufstellen.
Reaktion auf Bewerbung von Zimmerin Heike Wierer
Auch Susanne Wandersee, Kanalbauerin, berichtet von Kollegen, die nicht mit ihr umzugehen wussten: „Man muss schon ein dickes Fell haben, schlagfertig sein und immer schön kontern, sich bloß nichts gefallen lassen.“
Zimmerin Heike Wierer musste sich nicht nur der Skeptik ihrer Kollegen, sondern auch potenzieller Arbeitgeber stellen: „Wir sind zu klein, wir können keine zweite Toilette auf der Baustelle aufstellen“ sind Argumente, an denen sie nach ihrer Ausbildung scheiterte.

Vom Mädchen zur Frau
Besonders schwierig ist das im jungen Alter, erzählt Natascha Spreitzer, gelernte Bauzeichnerin und angehende Bautechnikerin: „Mit 16 Jahren war das Alter ein Problem, denn einem Kunden Vorschläge für das Eigenheim zu präsentieren, war nicht einfach. Da sitzt ein junges Mädchen und gibt Ratschläge für den Traum vom Haus.“
Da sitzt ein junges Mädchen und gibt Ratschläge für den Traum vom Haus.
Natascha Spreitzer, gelernte Bauzeichnerin und angehende Bautechnikerin
Es gibt aber auch andere Beispiele. Kollegen, die die Neue zwar freundlich aufnehmen, ihr aber schwere Arbeiten abnehmen wollen. Spreitzer erzählt davon, wie sie im Betrieb zunächst als kleines Mädchen gesehen wurde und der eine oder andere Kollege Beschützerinstinkte entwickelte.
Sie und Wandersee sind jedoch davon überzeugt, dass auch die schweren Arbeiten zu dem Job gehören, den sie sich ausgesucht haben. Außerdem profitiert die Baubranche vom technologischen Fortschritt, sodass es zur Bedienung schwerer Maschinen vor allem eins braucht: Fingerspitzengefühl.

Die beste Antwort ist die Offensichtliche
So unterschiedlich die Herausforderungen auch sind, die Antwort ist stets die Gleiche: Fachwissen, Kompetenz – und manchmal ein guter Spruch. Auch die porträtierten Frauen überzeugten mit ihren Leistungen selbst die größten Kritiker:
Wir trauen Ihnen das nicht zu.
Reaktion auf Bewerbung von Zimmerin Heike Wierer
Wandersee zeigte Kompetenzen sowohl in der Theorie als auch in der Praxis, sie konnte ihre Ausbildung aufgrund guter Leistungen verkürzen, inzwischen wurden ihr Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten im Unternehmen angeboten. Fritz-Kramer wurde mehrfach ausgezeichnet und auch Spreitzer sitzt häufig als einzige Frau mit den Bauleitern in Besprechungen und punktet mit zunehmendem Hintergrundwissen aufgrund einer Weiterbildung.

Und welchen Mehrwert bringen Frauen?
Zum einen werden qualifizierte Fachkräfte gesucht und allein dadurch gewinnen Frauen an Bedeutung für die Baubranche. Zudem gibt es Eigenschaften weiblicher Beschäftigter und Führungskräfte, die von Frauen und Männern als positiv für das Arbeitsumfeld, die Arbeits- und Führungsqualität wahrgenommen werden.
Und Frauen sind kooperativ. Ihr Führungsstil zeichnet sich durch die Einbindung des Teams sowohl bei Problemen als auch bei Entscheidungen aus. Sie machen vor kritischer Selbstreflexion nicht Halt und sind daher offen für neue Wege und damit einhergehende Veränderungen. Auch Testimonial Thomas Polzer, Lehrlingsbeauftragter bei der RAAB Baugesellschaft, bestätigt dies aus seiner Erfahrung mit einer Vorgesetzten: „Frauen führen anders und sind Teamplayer.“
Frauen führen anders und sind Teamplayer.
Thomas Polzer, Lehrlingsbeauftragter bei der RAAB Baugesellschaft
Und Frauen sind kooperativ. Ihr Führungsstil zeichnet sich durch die Einbindung des Teams sowohl bei Problemen als auch bei Entscheidungen aus. Sie machen vor kritischer Selbstreflexion nicht Halt und sind daher offen für neue Wege und damit einhergehende Veränderungen. Auch Testimonial Thomas Polzer, Lehrlingsbeauftragter bei der RAAB Baugesellschaft, bestätigt dies aus seiner Erfahrung mit einer Vorgesetzten: „Frauen führen anders und sind Teamplayer.“
Es gibt keinen Job, den eine Frau heute nicht machen könnte.
Leitsatz der Hagedorn-Kampagne
Hagedorn bringt es auf den Punkt
Auch die aktuelle Hagedorn-Kampagne zeigt Frauen, die sich auf der Baustelle zu behaupten wissen. Beispielsweise Agnes Borchers, eine der Mitarbeiterinnen, die auf der Website des Unternehmens von ihrer Begeisterung für die Arbeit auf einer Baustelle erzählt: „Manchmal ist es nicht verkehrt, wenn du schlagfertig bist. Denn der Ton auf Baustellen kann sehr ehrlich und manchmal auch derbe sein. Da hilft es oft, einen guten Spruch auf Lager zu haben und auch mal kontern zu können. Aber keine Sorge, das kommt von allein.“
Und die wichtigste Erkenntnis bringt Hagedorn mit der Kampagne auf den Punkt: „Es gibt keinen Job, den eine Frau heute nicht machen könnte.“
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