Geselle und Azubi

„Meine Mutter dachte, ich schmier ab“

Gerrit Fasheh war ein unglücklicher Student, als er sich auf dem Pausenhof seines Gymnasiums zum Fußballspielen verabredete. Doch statt der erhofften Ablenkung verschaffte ihm das Kicken eine neue berufliche Zukunft. Wie aus einem Fehlschuss ein Volltreffer bei der Agentur HAUS F wurde.
Gerrit Fasheh

Der Schuss ging daneben. Statt im Tor landete der Ball in den Armen seiner früheren Musiklehrerin. Das Gespräch, das sich aus dieser zufälligen Begegnung ergab, war entscheidend für den weiteren Berufsweg des heute 24-Jährigen: Als sie von seiner Überlegung, doch lieber eine Ausbildung zu beginnen, hörte, erzählte sie ihm von einer Hochzeit, auf der ihr Lars Altrock, Geschäftsführer der Designagentur HAUS F, begegnet war. Ob die besondere Verknüpfung von Handwerk und Design der Agentur etwas für ihn wäre? Inzwischen ist Gerrit dort im dritten Lehrjahr seiner Ausbildung als „Gestalter für visuelles Marketing“.

Bei HAUS F ist gefühlt jedes Projekt anders.

Gerrit Fasheh

Warum hast Du Dich für eine Ausbildung bei HAUS F entschieden?

Als ich mit dem Gedanken spielte, mein Studium des Bauingenieurwesens abzubrechen und eine Ausbildung zu beginnen, hatte ich zuerst eine Tischlerlehre im Sinn. Ich habe schon immer gern mit den Händen garbeitet, daher schien mir diese genau richtig zu sein. Ein Praktikum in einer Tischlerei zeigte mir jedoch, dass ich nicht nur nach handwerklicher Arbeit, sondern auch nach Abwechslung suche. Bei HAUS F ist gefühlt jedes Projekt anders. Ich arbeite ständig mit neuen Materialien und Formen. Das wäre nicht für jeden etwas, aber mich motiviert die Vielseitigkeit. Zum Glück habe ich mich nicht von meinem ersten Telefonat mit Lars abschrecken lassen. Dabei wies er mich nämlich darauf hin, dass sie keine Tischler ausbilden, sondern ausschließlich Gestalter. Anfangs habe ich mich von meinen Vorurteilen abschrecken lassen, denen zufolge Gestalter nur Schaufenster „schmücken“ würden. Trotzdem bin ich für eine kurze Führung vorbeigekommen; „nur zum Anschauen.“ Daraus wurden ein Praktikum und anschließend eine Ausbildung. Heute bin ich extrem glücklich, dass ich mich darauf eingelassen habe. Und meine Eltern sind davon inzwischen auch überzeugt.

Waren die nicht so begeistert von Deinen Plänen?

Zuerst nicht. Meine Mutter dachte, ich schmier ab. Mein Vater hat’s mir mehr abgekauft. Ingesamt haben sie aber relativ relaxed reagiert. Man muss sich eben von dem Gedanken befreien, sich durch ein Studium beweisen zu müssen, nur weil man Abi gemacht hat. Mein Hauptargument für eine Ausbildung trotz Abi ist, dass man danach immer noch studieren kann, aber eine viel bessere Basis für das hat, was man letztlich theoretisch lernt. Durch die Ausbildung nehme ich von A bis Z alles mit und profitiere von meiner eigenen praktischen Erfahrung und der meiner Vorgesetzten. Für Absolventen, die direkt nach der Schule mit dem Studium begonnen haben, ist es da viel schwieriger. Viele müssen erst einmal in den Beruf eingearbeitet werden, weil ihnen die praktische Erfahrung fehlt. In einem Architekturbüro, in dem ich einmal ein Praktikum gemacht habe, gab es eine eigene Abteilung, die nur zu diesem Zweck für Absolventen eingerichtet wurde. Schließlich wird man erst durch den Beruf in den Beruf eingeführt. Das gilt aber nicht nur für ein Studium: Meiner Meinung nach fehlen schon in der Schule und auch später in der Berufsschule praktische Inhalte.

Das klingt, als hättest Du aus Schule und Studium nichts mitgenommen.

Im Gegenteil. Ich habe zum Beispiel gelernt, abstrakt zu denken. Und diese Fähigkeit ist für eine Ausbildung bei HAUS F auf jeden Fall eine gute Vorbereitung. HAUS F ist eine Firma, die viel miteinander verbindet, da ist es wichtig, auch über den Tellerrand gucken zu können (Lesen Sie hier das Interview mit Lars Altrock). In der Berufsschule haben mich viele um diese Vielfältigkeit beneidet. Die meisten arbeiten in Mode- oder Möbelhäusern und sind dort tatsächlich für die Schaufenster- oder Showroom-Gestaltung verantwortlich. Eine Auszubildende habe ich allerdings auch beneidet: Die arbeitet bei Globetrotter und ist dort an der Planung ganzer Läden beteiligt. Aber auch sie hätte Lust, sich mal bei HAUS F auszuprobieren.

Ausbildung statt Studium – für Dich also der perfekte Tausch?

Auf jeden Fall. Aber nach der Ausbildung werde ich doch wieder studieren – diesmal allerdings Interior Design und mit dem Ziel, später selbst Chef zu werden.

Das Interview führten wir mit Gerrit Fasheh, Auszubildendem der Designagentur hausf.de

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Vera Hopp, Geschäftsführerin

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