Digitale Medien sind schneller, aktueller, unbegrenzt in Pluralismus und Komplexität. Sie scheinen Printmedien als zentrale Kommunikationsmedien längst verdrängt zu haben, lassen ihre Befürworter als verklärte Traditionalist*innen erscheinen und das gedruckte Magazin dem baldigen Untergang geweiht. Doch was zum Gegenstand zahlreicher Mediendiskussionen wurde und allzu oft den Anschein eines Kampfes zwischen ›alt‹ und ›neu‹ erweckt, ist im Grunde gar keines Kampfes würdig. Denn die ›neuen‹ Medien stehlen den ›alten‹ nicht die Show, sondern zwingen sie auf die Bühne zurück.
Schließlich wollen wir mit ihm ins Bett gehen
Der wahre Wert der Printmedien liegt in ihrer Objekthaftigkeit. Zweifelsohne überwiegen die Vorteile der digitalen Medien in Bezug auf Speicherkapazität, Schnelligkeit und Komplexität. Doch Printmedien können (und müssen) mehr sein als nur Text. Ein gutes Magazin ist eine ›Liebeserklärung an den Leser‹. Printmedien sollten multisensuale Objekte sein, auf die man reagiert und mit denen man interagiert.
Denn die ›neuen‹ Medien stehlen den ›alten‹ nicht die Show, sondern zwingen sie auf die Bühne zurück.
Ein Magazin soll nicht nur gut aussehen, sondern sich auch gut anfühlen, gut riechen und gut klingen. Schließlich wollen wir mit ihm ins Bett gehen oder uns unter die Sofadecke kuscheln. Ästhetisch aufgewertet hat das analoge Magazin eine echte Chance, sich als attraktives Leseobjekt und Gesamtkunstwerk zu positionieren.
Verführe mich
Außergewöhnliche Materialien, Sonderfarben oder Bedruckstoffe laden ins Innere des Magazins ein und verführen potenzielle Leser*innen. Magazine werden (wieder) zum Statement, versprühen Innovation, Qualität und Zeitlosigkeit. Als hochwertiges Kundengeschenk in Form eines Kundenmagazins, eines Brandbooks oder der Unternehmensbiografie besitzen Printmedien bedeutendes Potenzial im Bereich der Unternehmenskommunikation.
Sie holen das Unternehmen ins eigene Wohnzimmer, bringen es vom anonymen in den privaten Raum.
Die Identität des Unternehmens zeichnet sich auch in der Wahl des Papieres, Gewicht und Format, dieser oder jener Farbe ab. Printmedien vermitteln Qualität und Führungsanspruch, lassen das Unternehmen greifbar und fühlbar werden, machen es zum Gegenüber – individuell und exklusiv. Sie holen das Unternehmen ins eigene Wohnzimmer, bringen es vom anonymen in den privaten Raum.
Wenn das Medium mehr ist als nur ein Kommunikationsmedium, wenn es eine Beziehung zu seinem Leser oder seiner Leserin aufzubauen vermag, wird es zum Freund und Ratgeber, Statusobjekt und Genussmittel – und erlangt dadurch unschätzbaren Wert. Wenn das gedruckte Magazin wieder zu etwas Wertvollem wird, einem Schatz von intellektuellem und emotionalem Wert, zeitlos und verführend, hat es eine echte Chance, sich die Bühne (zurück) zu erobern. Als Nischenprodukt und Imageträger, parallel zu – und völlig unabhängig von – der digitalen Medienwelt.