Ein Beispiel für die Macht des geschriebenen Wortes ist die 2019 von der BILD ausgerufene „Klempner-Krise“. Verzerrende Zuspitzung in Überschriften ist zwar eine bekannte Raffinesse der Zeitung, in diesem Falle betitelte sie jedoch eine Branche, die gar nicht gemeint war. Die Redakteure hatten schlicht die Gewerke verwechselt. Hintergrund: Die Berufsbezeichnung „Klempner” wird oft falsch verwendet. Diese meint keine Sanitärinstallateur*innen, sondern bezeichnet Spezialist*innen für Metall- und Fassadentechnik. Besteht ein Zusammenhang zwischen diesem Fehler und dem fünften Platz des Gewerkes in den Statistiken über die Nichtbesetzung von Ausbildungsplätzen? Sicher ist jedenfalls, dass eine Überschrift oder ein falsches Bild in einem auflagenstarken Medium ein Gerücht – oder Imageschaden – verursachen kann.
Die Darstellung des Handwerks in den Medien spiegelt nicht die gesellschaftliche Bedeutung wider!
Otto Kentzler, ehemaliger Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH)
Die Macht der Bilder
Ein Beispiel dafür ist die „heute“-Nachricht. „Der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland steigt bis Mitte 2022 auf 10,45 Euro pro Stunde“ – wer diesen Satz des ZDF-Nachrichtensprechers Christian Sievers am 28. Oktober 2020 hörte, wurde korrekt informiert. Aber nur, wenn er oder sie die Augen bei dem Beitrag geschlossen hielt. Wer parallel das eingeblendete Foto eines Gebäudereinigers am Flughafen betrachtete, der Passagieren nachschaut, während er selbst einen Mülleimer entleert, speicherte nicht nur die falsche Information ab, nämlich dass Gebäudereiniger*innen nur den Mindestlohn verdienen, nicht den Branchenmindestlohn. Das Foto weckte zudem noch Mitleid, weil es kein neutrales Motiv war, das den Berufsalltag wertfrei abbildet. So wurde das Bild eines Gebäudereinigers zum Symbol für Geringverdiener. Für die Landesinnung Niedersachsen sind das keine Einzelfälle: Rund 100 Mal im Jahr kontaktiert sie Redaktionen aufgrund ähnlicher Fälle. Haben auch Sie gegen mediale Vorurteile zu kämpfen? Neben dem persönlichen Leserbrief kann es helfen, den Fall einer Interessenvertretung zu melden – in Niedersachen beispielsweise an: info@die-gebaeudedienstleister-nds.de
Die Macht der Serien
Friends, How I Met Your Mother, Sex and the City oder The Big Bang Theory – einige Serien sind Kult und nie zu alt für junge Leute. Doch was haben all die Klassiker gemein? Neben Freundschaft, Liebe und Sex sind es die Charaktere und damit auch deren Berufe, mit denen Jugendliche sich identifizieren. Sie arbeiten in der Gastronomie, in der Medien- oder Modebranche, im Bereich PR oder im Finanzwesen. Metallbauer, Mechatroniker, Hoch- und Tiefbauer oder auch Maler sucht man dagegen vergeblich – dabei besetzt das Berufsfeld „Metallerzeugung, -bearbeitung, Metallbau“ die achte Stelle in der Statistik über die Berufsverteilung in Deutschland im Jahr 2021. Inwiefern Jugendliche sich in ihrer Berufswahl von Serien beeinflussen lassen, untersuchte bereits 2011 eine Studie der WWU Münster.
We [the designers] are the creators of meaning. […] We have the power to change the world
Kalle Lasn, Design-Anarchist, Vortrag auf der internationalen Designkonferenz TYPO Berlin
Die Macht des Designs
Die Beispiele aus der Fernseh-, Zeitungs- und Serienbranche demonstrieren die Macht, die Bildsprache und Vokabular über das Image einer Branche haben. Sie wirkt beeinflussend und kann sich gefährlich auf das Ansehen und damit auch den Nachwuchs einer Branche auswirken. Wir als Designerinnen und Texter*innen sind uns dieser Macht bewusst: Mit Fotos, Zeitschriften, Broschüren oder Online-Medien gestalten wir visuelle Kommunikation und beeinflussen das Ansehen einer Branche oder eines Unternehmens damit maßgeblich.
Mehr erfahren: formba-kundenmagazine.de